GLB Mürzzuschlag: Gewerkschaften verlieren

Trauerjahr 2012

Vorsitzender des GLB Mürzzuschlag
Betriebsrat Franz Eisinger

Das Jahr 2012 zeigt für uns ArbeiterInnen deutlich wohin die Zukunft führt. Aufkündigungen von Kollektivverträgen, Nulllohnrunden und Reallohnverluste bei den Gehaltsanpassungen. Arbeitszeitflexibilisierung und Verschlechterungen bei Pensionsantritt sind nur einige der Gemeinheiten die auf die Kleinstverdiener hereinstürzen.

In Österreich wurde 2012 erstmalig  ein Kollektivvertrag einseitig gekündigt. Die Unternehmensleitung der AUA hat damit tausende Mitarbeiter zu Einbussen bei Gehalt und Sozialleistungen gezwungen. Dies als Vorbild der Kapitalvertreter, stürzten sich die anderen Kollektivpartner von Presse und Metal ebenfalls auf bestehende Verträge, schafften es die Kollektiverträge aufzukündigen. Für die eisenverarbeitenden Beschäftigten konnte zwar eine Gehaltsanpassung errungen werden aber die Fortführung der gemeinsamen Verhandlungen zu Kollektivverträgen wurde vertraglich abgesetzt.

Die Gemeinschaft und Organisation der großen Metallergewerkschaft wurde mit einem Schlag zerstört. Lohnverhandlungen und Mehrleistungsstunden müssen in jedem Betrieb einzeln ausverhandelt werden. Die Position der in Österreich maßgeblichen Gruppe für Lohnsteigerung aller anderen ArbeiterInnen wurde damit auf die schwächste Stufe gestellt. Das bedeutet für die nächsten Jahre Verschlechterungen bei Bezahlung, Arbeitszeit und Arbeitsbedingung für die gesamte Arbeiterschaft.

Das Datum für den Weltuntergang sollte nicht nach dem Mayakalender vorhergesagt werden, sondern an den Umgang mit den Menschen gemessen werden, die in unserem Land ihre Arbeit bestreiten müssen. Denn für viele Betroffene, ist die Heranführung an die Armutsgrenze, die Mehrverschuldung durch Lohneinbussen und Arbeitsbedingungen die Krank machen, gefühlt der Weltuntergang. Warum die Gewerkschaftsvertreter, sich kniebeugend vor den Managern und Bankenbesitzern die wohlverdienten Anteile und erkämpften Errungenschaften der Generationen davor, den ArbeiterInnen wegnehmen lassen, ist unentschuldbar. Es wird doch nicht auch in diesen Bereichen Korruption und Ahnungslosigkeit vorherrschen? Liegt es an der Verbandelung von Politik, Partei und Gewerkschaft?

Bittsteller

Gerade in Regionen wo Arbeitsplätze unter einen harten Konkurrenzkampf stehen wirkt sich eine Aushöhlung der bestehenden Verträge mehrfach hart aus. Der Standort Mürzzuschlag mit eisenverarbeitenden Betrieben ist umstritten und von Nachteilen betroffen, die selbst die besten Mitarbeiter nicht ausgleichen können. Hier werden die Belegschaftsvertreter in Zukunft zu Bittstellern degradiert und von den großen Betrieben in den anderen Bundesländern in Konkurrenz gestellt. Kollektivverträge die für alle gelten haben bisher unterbunden dass es zu Nachteilen und Gehaltskämpfen unter den ArbeiterInnen selbst kommt. Für die Zukunft hat sich dies aber zum Schlechteren geändert. Für die Millionäre im Land hat damit die schrankenlose Ausbeutung der ArbeiterInnen begonnen, der Gegenpol Gewerkschaft, Kraft und Gesicht verloren. Vielleicht gelingt mit vereinten Kräften nochmals ein Gegensteuern und ein Gemeinsames „wir ArbeiterInnen“ fordern und erreichen. Der Weihnachtsmann oder die Gewerkschaftsbosse werden diesen Wunsch nicht erfüllen. Gemeinsam können wir diese Kraftprobe bestehen, dazu ist aber jeder aufgefordert seinen Teil beizutragen. Wer sich nur hinter dem Christbaum versteckt und seine Pakete die anderen öffnen lässt, darf sich nicht wundern wenn er leer ausgeht.

Veröffentlicht: 3. April 2013