Kleine Zeitung vom 01.04.2009

Wohnungen: Abriss statt teurer Sanierung

In der Mürzzuschlager Wienerstraße werden die zehn Wohnungen des Hauses Nummer 182 abgerissen. Sanieren ist zu teuer.

Das Haus Wiener Straße 182 beherbergt zehn Wohnungen, die nun abgerissen werden. Das Problem: Sie gehören saniert und seitens der Gemeindeverwaltung kam man nach Gegenüberstellung der Kosten zum Schluss, dass eine Sanierung zu teuer ist. Die Wohnungen haben etwa keine Zentralheizungen. Außen wurde das Haus - wie der Rest der Siedlung - vor zwölf Jahren hergerichtet. "Das Haus ist langsam leer geworden, den restlichen Mietern haben wir andere Wohnungen angeboten", sagt Peter Konrad, Wohnungsreferent der Gemeinde Mürzzuschlag. Man habe keinem sagen müssen, er müsse jetzt ausziehen.

Zusätzliche Freifläche. Die restlichen Mieter der "Schöneben", wie die Siedlung von den Mürzzuschlagern genannt wird, werden in den nächsten Tagen bei einer Versammlung über den Abriss der Wohnungen in ihrer Nachbarschaft informiert und dass stattdessen eine zusätzliche Freifläche mit Parkplätzen und einem Carport geschaffen wird. Eine alte Dame, die gerade am Haus 182 vorbeigeht, weiß wie viele schon Bescheid, aber versteht das Vorhaben nicht ganz: "Komisch ist das schon", meint sie, "dass Wohnungen abgerissen werden. Aber alle wollen halt neue Wohnungen."

Weitere Wohnungen. "Es gibt einzelne Objekte, die nicht mehr wirtschaftlich sind", erklärt Bürgermeister Karl Rudischer. Dort seien Wohnungen nicht mehr vermietbar. "Und da jetzt noch Geld hineinzustecken, ist nicht vertretbar." So gibt es in der Wienerstraße noch andere Wohnungen, bei denen man gleich vorgeht und die man nicht mehr sanieren, sondern abreißen wird: Die Adressen 138 und 140 sind im nächsten Jahr geplant, Mieter gibt es bis auf einen keine mehr dort, so die Auskunft des Wohnungsreferenten. "Die Leute wollen einfach in die Stadt hinein", erklärt Konrad. Und so plant man eben, "drinnen" zu sanieren, und weiter draußen mehr Anreize zum Wohnen zu bieten: Mehr Platz und Verschönerungen, meint Konrad.

Lage, Lage, Lage. Bürgermeister Karl Rudischer erinnert sich an einen Vortragenden, den er einmal zum Thema Wohnen gehört hat. Bei Wohnungen würden drei Dinge zählen: "Die Lage, die Lage und die Lage", sagt Rudischer. So steht das Haus Wienerstraße 182 neben der Durchzugsstraße und ist vom Ortszentrum recht weit weg. Die Busverbindungen wurden immer weniger und der einzige Nahversorger in der Nähe der Siedlung ist nun draußen auf der Grünen Wiese zu finden.

Kritik an diesem Vorgehen übte Franz Rosenblattl, Gemeinderat der Liste Pro MZ, in der letzten Gemeinderatssitzung. Er kritisierte, dass der Gemeinderat in diese Entscheidungen nicht eingebunden wurde. Wie oft werde im Gemeinderat über zwei Quadratmeter Wiese entschieden, meinte er. "Aber wer beschließt, ob ein Objekt niedergerissen wird?", fragte er. So fühle er sich im Gemeinderat fehl am Platz.

Entscheidung auf Verwaltungsebene. Die Entscheidung fiel im Wohnungsausschuss, und für Rudischer ist das keine Entscheidung, die der Gemeinderat fällen muss. Das sei eine Entscheidung auf Verwaltungsebene.

Kommunalen Wohnbau stärken. Rosenblattl versteht die Argumente. Aber wenn abgerissen wird, dann sollten auch Alternativen geschaffen werden. "Wenn man es sich leisten kann, gibt es genug Wohnungen", sagt er. Aber es müsse der kommunale Wohnbau gestärkt werden - für Menschen, die keine Anzahlungen aufbringen können. Und es fehle an günstigen größeren Wohnungen ab 70 Quadratmetern, sagt er: Deshalb müsste es möglich sein, dass etwa Alleinstehende aus älteren, großen Wohnunge in kleinere umziehen können, ohne mehr Miete zu zahlen.

MICHAELA AUER

Veröffentlicht: 8. April 2012