Kleine Zeitung vom 05.05.2001

Hackenkreuze auf Denkmal: Skinheads gestanden Tat

Die Burschen aus Mürzzuschlag stahlen auch Fahnen vom Denkmal.

VON WILFRIED ROMBOLD

In den Grabstein eingeritzte Hakenkreuze und SS-Runen, Hakenkreuze auch ins Kiesbett gezeichnet - so wurde eine sowjetische Gedenkstätte auf dem Mürzzuschlager Friedhof Ende März vorgefunden. „Kein Vandalenakt, sondern ein politischer Anschlag", befand damals KP-Gemeinderat Franz Rosenblattl und vermutete die Täter in der rechten Szene.

Am Donnerstag wurden die mutmaßlichen Schänder des Sowjetgrabes von der Sicherheitsdirektion ausgeforscht. Tatsächlich handelt es sich dabei um zwei Burschen, 19 und 21 Jahre alt, die einer Skinhead-Gruppe aus Mürzzuschlag angehören. „Diese besteht aus etwa 15 Jugendlichen, die allein durch ihr Äußeres auffallen: Glatze, Bomberjacke, Tarngewand. Durch Sachbeschädigungen und Körperverletzungen kommen sie immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt", berichtet ein Beamter der Sicherheitsdirektion über die örtliche Szene.

Die beiden Tatverdächtigen gestanden den Anschlag auf das Grab, als Motiv nannten sie Langeweile und übermäßigen Alkoholkonsum. In der gemeinsamen Wohnung der beiden Arbeitslosen fanden die Beamten rechtsextreme Zeitschriften, eine Sprenggranate aus Bundesheerbeständen sowie drei Fahnen. Diese hatten die beiden in der Nacht zuvor von einem Kriegerdenkmal in Langenwang abmontiert. Die Burschen wurden auf freiem Fuß angezeigt.

Eine gefestigte Ideologie orten die Ermittler bei den beiden nicht, obwohl sie mit ausländerfeindlichen Äußerungen und dem „Hitlergruß" schon öfters öffentlich in Erscheinung getreten waren. Überhaupt habe man die Skinheadszene in der Steiermark recht gut im Griff. Sowohl in Leoben als auch in Bruck, wo es voriges Jahr mehrere Übergriffe auf Unschuldige gegeben hatte, sei es wieder ruhiger geworden, meint ein Beamter. „Dann gibt es noch vereinzelte Personen in der Oststeiermark, aber die kennen wir alle."

Veröffentlicht: 8. April 2012