06.03.2025 Mürzzuschlag am Prüfstand: „Der Semmering-Basistunnel löst nicht alles“

Kleine Zeitung vom 6.3.2025

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Mürzzuschlag am Prüfstand: „Der Semmering-Basistunnel löst nicht alles“

Bürgermeister Karl Rudischer (SPÖ), Alfred Lukas (ÖVP), Franz Rosenblattl (KPÖ), Arnd Meißl (FPÖ) und Ilse Schmalix (Grüne) standen Rede und Antwort.

 

Großes Interesse an Mürzzuschlager Kommunalpolitik

Markus Lösel und Christian Huemer

6. März 2025,
21:13 Uhr

Der Wahlkampf nimmt überall an Fahrt auf – die Kleine Zeitung lud deshalb gestern in Mürzzuschlag zu einer Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten. Der Kleine Stadtsaal war gut gefüllt, die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten sich auch in einer eigenen Fragerunde direkt an die Spitzen der Parteien wenden. Zum Einstieg wurde etwas Persönliches abgefragt: Mürzzuschlag gilt mit dem Wintersport-, Brahms- und Südbahnmuseum sowie dem Kunsthaus Muerz, das vielfältige Konzerte und Ausstellungen anbietet, als Stadt der Museen. Welches sollte noch zusätzlich eröffnet werden, wenn die Spitzenkandidaten freie Wahl hätten?

„Wir haben genug, ich würde sie einfach noch einmal aufsperren“, meinte Bürgermeister Karl Rudischer (SPÖ), und auch von den anderen Kandidaten wurden teils bereits bestehende Einrichtungen genannt. Eine zusätzliche Idee von ÖVP-Kandidat Lukas: Man könnte so eine Einrichtung an der Semmering-Schnellstraße bereits prominent ankündigen.

Bei der Debatte rund um die Demografie forderte Lukas ein Zuzugsmanagement. „In welcher Stadt ist man schon in 15 Minuten im Wald?“, sieht er vor allem Potenzial in mehr Werbung. 1990 hatte Mürzzuschlag noch 10.500 Einwohner, aktuell liegt man unter der 8000er-Marke. Meißl von der FPÖ: „Die jungen Leute ziehen nicht nur nach Wien und Graz, sondern auch nach Krieglach, St. Barbara oder Langenwang. Dort wird aktiv auf sie zugegangen, auch wir könnten beim Wohnungsbau mehr machen. Viele Dinge dauern sehr lange bei uns.“

Rudischer konterte, dass bereits mehrere Projekte im Gange sind. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob es nicht ein Umdenken gibt. Ich will keine Namen nennen, aber ich kenne Personen, die von Wien wieder nach Mürzzuschlag ziehen.“ Franz Rosenblattl von der KPÖ gab zu bedenken: „Ich weiß nicht, ob wir wirklich alles mit Reihenhäusern zupflastern müssen.“ In Krieglach sei das bereits teilweise der Fall. Ilse Schmalix von den Grünen forderte für die Innenstadt weniger Verkehr und Parkplätze. Rosenblattl zum Thema Innenstadt „Wir brauchen mehr Nischen-Händler, die können hier ganz gut leben. Wir brauchen nicht den siebten oder achten Friseur.“

Ist der Semmering-Basistunnel ein Allheilmittel für die Stadt? „Nicht, wenn wir nicht genug Leute haben, sonst bleiben die Züge gar nicht stehen“, meint Lukas. Schmalix befürchtet auch, dass die Grundstückspreise steigen könnten. „Wir dürfen durch den Tunnel nicht zu einer Zweitwohnsitzgemeinde werden“, pflichtete Meißl bei. Rudischer betont hingegen die positiven Aspekte, die man aber nicht kurzfristig, sondern in einem Zeitraum von zehn bis 30 Jahren merken werde.

Bei den Fragen aus dem Publikum kam vieles zur Sprache: Einem Zweitwohnungsbesitzer waren die Gebühren zu hoch. Der Tipp vom Podium: „Bitte den Hauptwohnsitz bei uns anmelden.“ Was wird für die Jugend gemacht? „Machen wir einen Jugend-Gemeinderat“, schlug Schmalix vor. So wenig werde gar nicht getan, gaben Rosenblattl und Rudischer zu bedenken und führten die Vereine sowie das Jugendzentrum ins Treffen.

Einige Fragen gab‘s auch zur Teergrube in Mürzzuschlag: Wie wird das heuer im Sommer? Wann wird saniert? Der Bürgermeister verwies darauf, dass das Areal im Besitz des Landes sei. Meißls Tipp: Hier müsse die Bevölkerung aufstehen und vielleicht einmal eine höherrangige Straße sperren. Das könnte Wirkung zeigen.

Veröffentlicht: 8. April 2025