Kleine Zeitung vom 10.04.2002

In der Mürzzuschlager Au sind Gummistiefel Pflicht

Schmutz und Staub als ständige Begleiter: Die Bauarbeiten für die Viktor-Kaplan-Akademie in der Mürzzuschlager Au ärgern die Anrainer.

VON MICHAELA AUER

"Aber bitte mit Gummistiefeln." Seiner Meinung nach angemessene Kleidung empfahl KPÖ-Gemeinderat Franz Rosenblattl bei der jüngsten Mürzzuschlager Gemeinderatssitzung SPÖ-Vizebürgermeister Heinz Veitschegger, falls dieser ihn einmal besuchen möchte. Rosenblattl besitzt ein Bahnwärterhäuschen in der Mürzzuschlager Au. Dort sind die Bauarbeiten für die Viktor-Kaplan-Akademie im Gange. Und Rosenblattl sieht, bedingt durch die Bautätigkeit, die Au derzeit als "Sauhaufen".

Auch Vizebürgermeister Franz Lendl (ÖVP) zeigte sich in einer Anfrage zu den Bautätigkeiten schon etwas ungeduldig. "Mit den Zuständen, die da herrschen", kritisierte Lendl, "ist die Bevölkerung nicht mehr einverstanden". Lendl spielte hier vor allem auf die Baustelle beim Knappenhof an, die die Anrainer des Wohngebietes wegen Staubentwicklung und Schmutz zunehmend störe.

Bauverzögerung. Architekt und SPÖ-Gemeinderat Karl Rudischer - er ist teilweise auch mit der Bauaufsicht beim Projekt Kaplanakademie betraut - versuchte, die Lage zu erklären. Im ehemaligen Bett des Mühlbachs werden gerade die Rohre für den Kraftwerksbetrieb der Kaplanakademie verlegt. Über den Winter gab es eine Bauverzögerung. "Bis Ende April muss dort aber Wasser durch die Rohre fließen", erklärte Rudischer. Kann das Wasser durchfließen, müssen die Rohre noch freiliegen - zur Beobachtung, ob sie vielleicht Schäden aufweisen. Erst dann, wenn das Holz eine bestimmte Zeit quellen konnte, kann man Erdreich auf die Rohre schütten.

Das bestätigt auch Robert Lotter, der Geschäftsführer der Kaplanakademie. Zur Situation in der Mürzzuschlager Au sagt Lotter: "Eine Baustelle ist eben eine Baustelle. Aber sie muss auch wieder in Ordnung gebracht werden." Wenn das geschehen sei, "dann können die Leute wieder in der Au sitzen und ihre Füße ins Wasser stecken", beruhigt er. Jedoch liegt derzeit der Schwerpunkt der Arbeiten in der Inbetriebnahme der Energiegewinnung. Dann werden die Bauten wie etwa die Wehr noch architektonisch gestaltet, und auch das Umfeld wird in Stand gesetzt. So wird unter anderem im Bachbett des trocken gelegten Mühlbachs wieder Wasser fließen. Außerdem wird dort ein Gehweg errichtet.

"Man soll uns bitte daran messen, was letztendlich bei diesem Projekt herauskommt", appelliert Lotter an das Verständnis der Anrainer, denn: "Große Bauvorhaben haben nun einmal ihre Probleme und Schwierigkeiten."

Veröffentlicht: 8. April 2012