Kleine Zeitung vom 11. April 2015
Spannendes Tauziehen
In Mürzzuschlag wird am Donnerstag der Bürgermeister gewählt. Favorit ist wieder Karl Rudischer, aber dessen SPÖ braucht Unterstützung.
Zwei Stimmen fehlen
In Mürzzuschlag wird am Donnerstag der Bürgermeister gewählt. Favorit ist wieder Karl Rudischer, aber dessen SPÖ braucht Unterstützung. Von Franz Pototschnig
Bereits am Donnerstag wird im Mürzzuschlager Gemeinderat der neue Bürgermeister gewählt. Die SPÖ hat mit 42,3 Prozent der Stimmen die Absolute weit verfehlt. Sie hat 11 der 25 Sitze, braucht also zumindest zwei Helfer, damit SPÖ-Chef Karl Rudischer Bürgermeister wird.
Aber wer wird der Partner der SPÖ? Rudischer weiß es selbst noch nicht, wie er sagt: „Wir haben mit allen Parteien Gespräche geführt, und ich höre dabei auch oft, dass die stimmenstärkste Partei den Bürgermeister stellen soll. Aber fixe Zusagen oder gar einen Pakt gibt es nicht.“
Rudischer rechnet nicht damit, dass es eine Koalition mit einer der vier anderen Parteien über die kommenden fünf Jahre geben wird, sondern mit dem „freien Spiel der Kräfte“, wobei man sich je nach Sachthema seine Partner suchen muss.
Offenbar hat es mit der KPÖ schon etwas nähere Gespräche gegeben, die ein Mandat gewonnen hat und jetzt bei drei Sitzen hält. Deren Parteichef Franz Rosenblattl bestätigt die Gespräche. Er hat Rudischer auch eine Bedingung unterbreitet, ohne die er nicht mit kann: „Es gibt in Mürzzuschlag 900 Gemeindewohnungen. Wir bräuchten unbedingt wieder einen Wohnungsausschuss. Am besten als Verwaltungsausschuss, damit er auch etwas beschließen kann.“
FPÖ-Chef Arnd Meißl, mit acht Mandaten schon sehr nahe an der SPÖ, ist erkrankt. Es wird zwar noch Gespräche geben, aber zuletzt war das Klima zwischen SPÖ und FPÖ sehr unterkühlt. Die ÖVP ist mit zwei Sitzen bei der Gemeinderatswahl sogar hinter die KPÖ zurückgefallen, und die Grünen sind mit einem Mandat zu schwach, um mit der SPÖ eine Mehrheit zu bilden. Aber es könnte durchaus auch sein, dass sich mehrere Parteien dazu entschließen, dem Chef der stimmenstärksten Partei die Stimme zu geben und die Mehrheit letztendlich recht satt abgesichert ist. Die alltägliche Gemeinderatsarbeit wird für die SPÖ aber mit Sicherheit schwieriger.
Und was ist, wenn FPÖ, KPÖ, ÖVP und Grüne ihre Mandate zusammenlegen und einen Bürgermeister aus ihren Reihen wählen? Rudischer lacht: „Das glaube ich nicht. Obwohl: Gelegentlich neige ich ein wenig zur Naivität.“
Veröffentlicht: 11. April 2015