Kleine Zeitung vom 2?.09.2021
Parteikollegen der KPÖ jubeln nach Graz-Sieg
Parteikollegen der KPÖ jubeln nach Graz-Sieg
Nach dem Wahlsieg der Grazer KPÖ ist die Freude bei obersteirischen Parteifreunden groß. Sie sehen sich in ihrer Arbeit bestärkt.
Von Raphael Ofner, Johanna Birnbaum und Marco Mitterböck
Die KPÖ als stärkste Partei in Graz: ein Ergebnis, das auch am Tag nach der Gemeinderatswahl im ganzen Land und sogar darüber hinaus für Staunen sorgt. Selbst Parteikollegen aus der Obersteiermark können den Wahlausgang kaum fassen. „Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran denke“, freut sich etwa der Murtaler Bezirksparteisekretär Josef Meszlenyi.
Und auch Franz Rosenblattl, ein Mürzzuschlager KPÖ-Urgestein, zeigt sich überrascht: „Wir hätten uns eigentlich nur einen Zuwachs von ein, zwei Prozentpunkten erhofft.“ In der Mur-Mürz-Furche, wo die KPÖ in manchen Städten und Gemeinden seit Jahrzehnten als politische Kraft verankert ist, deutet man den Wahlsieg als Bestätigung für das Politikverständnis in der gesamten Landespartei. „Elke Kahr hat gezeigt, dass es sich lohnt, für die Menschen da zu sein“, ist etwa der Leobener Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Murgg überzeugt.
Und zwar nicht nur in Vorwahlzeiten, ergänzt die Trofaiacher Vizebürgermeisterin Gabriele Leitenbauer. Oder wie es der Brucker Mandatar Jürgen Klösch formuliert: Kein Problem sei der KPÖ zu klein. Als Erfolgsfaktoren werden aber freilich auch spezifische Themen wie Kahrs persönlicher Einsatz in Wohnungsangelegenheiten genannt. Doch wie sehr ist der Grazer Wahlerfolg auf Engagement und Charakter der Spitzenkandidatin zurückzuführen – und inwieweit auf die (historisch an sich massiv belastete) kommunistische Ideologie? Für die Knittelfelder Stadträtin Renate Pacher ist das nicht zu trennen. Der Kommunismus sei Triebfeder für die Bemühungen der Genossen. „Unsere Überzeugung ist, dass die Wirtschaft den Menschen dienen muss – nicht umgekehrt.“ Man setze sich für eine gerechte Gesellschaft ein. Nachsatz: Die Überwindung des Kapitalismus mit seinen Auswüchsen sei weiterhin ein Ziel.
Ihr Gemeinderatskollege Meszlenyi betont aber ausdrücklich: Die dunklen Kapitel der Parteigeschichte seien intensiv aufgearbeitet worden – man distanziere sich deutlich. Insgesamt 39 KPÖ-Politiker sind außerhalb von Graz in Gemeinderäten vertreten, fünf von ihnen sogar in Stadträten. Am erfolgreichsten waren die Kommunisten bei der Gemeinderatswahl 2020 in Trofaiach, wo sie sich sieben Mandate mit zwei Stadtratssitzen sichern konnten. Überhaupt ist der Erfolg abseits von Graz fast ausschließlich auf die Mur-Mürz-Furche begrenzt. Auch die Landesparteivorsitzende Claudia Klimt-Weithaler stammt aus der Region.
Man hofft zwar, den Schwung aus Graz mitnehmen zu können, historisch sind die Verknüpfungen aber eher begrenzt. „Wir sind hier in der Obersteiermark aus der Arbeiterbewegung in den früheren Industriehochburgen hervorgegangen und haben uns halten können“, sagt Landesgeschäftsführer Andreas Fuchs.
Seine persönliche Erklärung dafür? „Wir waren für die Leute auch dann konsequent da, als es uns politisch nicht gut gegangen ist.“
Veröffentlicht: 1. Januar 2023