Kleine Zeitung vom 23.04.2008

Fast 500 Anzeigen in acht Tagen

Autolenker wurden in der Wohnstraße im Mürzzuschlager Zentrum angezeigt. Das erhitzt die Gemüter.

Eine Anrainergruppe der Wohnstraße beobachtete seit März an acht Tagen alle durchfahrenden Autofahrer und zeigte alle an, die gegen die Vorschriften verstießen (siehe Kasten). "Wir haben einen Standort in der Mitte der Wohnstraße, wo wir guten Einblick haben. Wir schauen penibel, ob Parkplätze frei sind", sagt Wilfried Ledolter, der aber betont, kein Gegner der Wohnstraße zu sein. Aber die aktuelle Situation will er nicht hinnehmen.

Lärm- und Schadstoffaufkommen. Ledolter ist einer der Anrainer und musste wegen dieser Sache als Gemeinderat aus der Bürgerliste Pro MZ ausscheiden (wir berichteten). Die Anrainer prangern das Lärm- und Schadstoffaufkommen an und sehen Gefahren für Kinder in der Straße.

Großer Aufwand. Die Anzeigen gingen von der Polizei an die Bezirkshauptmannschaft. Weil sie von Privatpersonen kamen, muss es für jedes angezeigte Fahrzeug-Kennzeichen ein Verwaltungsstrafverfahren geben. Bezirkshauptfrau Gabriele Budiman: "Jeder Lenker hat das Recht auf ein Verfahren." Und so werden Lenkererhebungen verschickt, der Kfz-Besitzer muss melden, wer gefahren ist, der Beschuldigte wird geladen und kann eine Stellungnahme abgeben.

Anzeigen. Die Konsequenz: "Die Leute rennen uns die Türen ein", so Budiman. Die anzeigenden Anrainer werden als Zeugen geladen. Ledolter meint dazu, die Anzeigen seien der "letzte Ausweg" gewesen, seit Jahren geschehe nichts gegen das rechtswidrige Befahren der Wohnstraße.

Kontrollen angeordnet. "Es gibt keine Gemeindestraße in Mürzzuschlag, die so gut kontrolliert wird wie die Wohnstraße", kontert Budiman. Erst im Herbst habe sie angeordnet, noch mehr zu kontrollieren. Die Polizei führte kürzlich mit Volksschülern eine Aufklärungsaktion durch und verteilte Informationsmaterial zu den geltenden Verkehrsregeln. Die meisten Lenker zeigten sich informiert.

Veröffentlicht: 8. April 2012