Kleine Zeitung vom 25. November 2024
KPÖ in Mürzzuschlag am stärksten, Neos in St. Lorenzen
Mürztal: FPÖ mit großen Zuwächsen in allen Gemeinden, SPÖ-Absolute in Turnau
Die FPÖ legte in allen 19 Gemeinden im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag kräftig zu, die ÖVP verlor in allen und behielt lediglich in Aflenz die Oberhand. Nur dort konnte auch die SPÖ zulegen.
Die Landtagswahl 2024 bescherte der FPÖ einen Erdrutschsieg, auch den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag gewannen die Freiheitlichen (35,6 Prozent) klar vor SPÖ (32,6 Prozent) und ÖVP (20,1 Prozent). „Wir haben mit Mario Kunasek auf den richtigen Spitzenkandidaten und etwa mit Migration und Gesundheitspolitik auf die richtigen Themen gesetzt“, begründete der blaue Bezirksspitzenkandidat Arnd Meißl den Erfolg seiner Partei am Sonntag in einer ersten Reaktion.
Im Vergleich zur Landtagswahl 2019 legte der Wahlsieger in allen 19 Gemeinden kräftig zu – beginnend mit 12,3 Prozentpunkten in Tragöß-St. Katharein bis auf 25,1 Prozentpunkte in Mariazell. Wie bei der Nationalratswahl holten die Freiheitlichen auch dieses Mal in St. Marein mit 41,8 Prozent ihr bestes Bezirksergebnis. Interessant: Die Marktgemeinde ist nach Daten der Statistik Austria mit einem Durchschnittsalter von 43,8 Jahren auch die jüngste Gemeinde im Bezirk. Die FPÖ konnte in den letzten Jahren der SPÖ ihren Status als Partei der arbeitenden Bevölkerung abringen.
Anomalien in Aflenz und Turnau
Am schwächsten war die FPÖ in Turnau mit 26,5 Prozent, wobei sich die rund 1500 Einwohner große Gemeinde in mehreren Belangen gravierend vom Bezirkstrend unterscheidet. Nicht nur fuhren dort auch ÖVP (12,4 Prozent), KPÖ (0,9 Prozent) und Neos (1,5 Prozent) ihr schlechtestes Bezirksergebnis ein, die Turnauer bescherten als einzige einer Partei die absolute Mehrheit in einer Gemeinde: nämlich der SPÖ (57,1 Prozent). Der rote Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Stefan Hofer verwies auf den „erfolgreichen Turnauer Weg“, den er auch auf Landesebene etablieren möchte.
Der Bezirksentwicklung zum Trotz konnte die SPÖ in Turnau wieder auftrumpfen, Bürgermeister Stefan Hofer begründet dies mit dem „erfolgreichen Turnauer Weg“ © KLZ / Tobias Graf
Im Gegensatz zur Nationalratswahl, bei der die SPÖ ihre Hochburgen an die FPÖ verlor, hielt man dieses Mal fünf Gemeinden und gewann zusätzlich die Breitenau von der ÖVP dazu. Am schwächsten waren die Sozialdemokraten mit 20,4 Prozent in Langenwang. Generell büßten sie in fast allen Gemeinden Stimmen ein, allen voran in Thörl (-10,4 Prozentpunkte). Nur in Aflenz konnten die Roten zulegen und 28 Prozent erreichten.
Die Nachbargemeinde von Turnau ist außerdem die einzig verbliebene von zehn Gemeinden, in der die ÖVP noch eine Vormachtstellung innehat. Mit 31,4 Prozent holten die Schwarzen dort auch ihr bestes Bezirksergebnis, obwohl sie einen großen Verlust von 9,6 Prozentpunkten hinnehmen mussten, der sich an dem Bezirks-Minus von 9,9 Prozent orientierte.
Analyse zum obersteirischen Ergebnis
KPÖ in Mürzzuschlag am stärksten, Neos in St. Lorenzen
Die drei Kleinparteien fuhren dort ihre besten Resultate ein, wo sie auch schon bei der Nationalratswahl am stärksten waren. Bei den Grünen (3,3 Prozent) ist das inzwischen schon traditionsgemäß Aflenz, wo es für 4,9 Prozent reichte. Das Ergebnis der vorigen Landtagswahl von 12,6 Prozent konnte die Umweltpartei allerdings bei Weitem nicht wiederholen.
Die Neos um den Brucker Gemeinderat Sebastian Wintschnig konnten im Gegensatz zu Grünen und KPÖ ein kleines Stimmen-Plus verzeichnen © KLZ / Christian Huemer
Die Grünen verloren in jeder Gemeinde Stimmenanteile, die KPÖ (3,8 Prozent) konnte sich nur sehr marginal in Neuberg und St. Marein verbessern. Die Kommunisten punkteten erneut vor allem in den Gemeinden, in denen sie auch im Gemeinderat sitzen – am meisten mit 6,9 Prozent in Mürzzuschlag. Die Neos (4,7 Prozent) holten in St. Lorenzen mit 6,5 Prozent ihr bestes Bezirksergebnis, sie konnten sich in 14 von 19 Gemeinden steigern.
Veröffentlicht: 27. November 2024