Gymnasium Mürzzuschlag erhält einen Namen
Herta Reich Gynasium Mürzzuschlag
Presseinformation - Herta Reich
Am 23.November 2012, Beginn 19 Uhr, wird in einem feierlichen Festakt vor und in der Schule die Umbenennung des BG/BRG Mürzzuschlag in Herta Reich Gymnasium und Realgymnasium gefeiert.
Herta Reich wurde am 19. 9. 1917 als Herta Eisler in Mürzzuschlag geboren, ihre jüdischen Eltern betrieben ein beliebtes und allseits anerkanntes Textilgeschäft in Mürzzuschlag.
1938 musste sie als Folge des „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland Mürzzuschlag fluchtartig verlassen und landete nach sechsjähriger abenteuerlicher Flucht in Palästina.
Nur durch glückliche Umstände und mit Hilfe ihres zukünftigen Ehemannes Romek konnte sie diese Flucht überleben, viele Mitglieder ihrer Familie sind ums Leben gekommen. Vor ca. 10 Jahren hat sie gemeinsam mit Dr. Heimo Halbrainer, Vorstand des Vereins für Geschichts- und Bildungsarbeit, ein Buch mit dem Namen "Zwei Tage Zeit" verfasst, in dem sie das damalige Mürzzuschlag und ihre Flucht beschrieben hat.
Eine Gruppe von Mürzzuschlagern rund um den in Wien lebenden Bibliothekar Heimo Gruber hat sich immer bemüht den Kontakt mit Familie Reich aufrecht zu erhalten und berichtet, dass Herta Reich, die seit Jahrzehnten in Israel lebte, stets aufrechtes Interesse an ihrer Geburtsstadt habe.
Schon seit einiger Zeit wurde wiederholt in der Mürzzuschlager Gemeindevertretung nach Jahrzehnten des Verdrängens und Vergessens, die Geschehnisse der nationalsozialistischen Zeit und der Kriegszeit betreffend, das Thema der Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit unserer Stadt angesprochen und diskutiert. Es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, wie die Stadt diese Zeit öffentlich, sichtbar, in eindeutiger Stellungnahme und nachdrücklich dokumentieren könnte. Es sollte an jene Zeit erinnert werden, in der Menschen aus politischen Gründen organisiert und systematisch verfolgt, gedemütigt, vertrieben und liquidiert wurden, im Besonderen sollte das Schicksal der jüdischen MürzzuschlagerInnen in Erinnerung gerufen und respekt- und ehrenvoll bedacht werden.
Nachdem der Direktor des Gymnasiums, Mag. Heimo Hirschmann, die Initiative des Bürgermeisters der Stadt Mürzzuschlag, DI Karl Rudischer, befürwortend aufgenommen hat, wird nun stellvertretend für die Mürzzuschlager jüdischen Menschen und Familien Frau Herta Reich (sie verstarb im 95. Lebensjahr am 19. 2. 2012) ehrenvolle Anerkennung in Mürzzuschlag erfahren.
Es entspricht wohl dem humanistischen Gedankengut und Auftrag eines Gymnasiums, dass die Erinnerung an Herta Reich und das ihr und vielen anderen Menschen in dieser tragischen Zeit widerfahrene Unrecht lebendig für Gegenwart und Zukunft bleiben und durch die Namensgebung für immer die Auseinandersetzung mit diesem Teil der Geschichte (auch der Stadt Mürzzuschlag) gewährleistet ist. Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung, wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus passiert sind, dürfen nie wieder geschehen.
Mit der Namensgebung „Herta-Reich–Gymnasium und Realgymnasium“ ist gewährleistet, dass sich die Schülerinnen und Schüler auch in künftigen Jahren die Frage stellen werden, wer Herta Reich war. Dadurch bleibt das ehrende Gedenken für immer bestehen, auch an die anderen seinerzeitigen jüdischen Bewohner Mürzzuschlags.
Vielleicht und hoffentlich kann mit der Namensgebung auch ein Beitrag des Gymnasiums und der Stadt Mürzzuschlag geleistet werden, interkulturelle und interschulische Kontakte zu knüpfen. Die Schule will mit diesem Schritt ebenso ein eindeutiges Bekenntnis zu einem gemeinsamen Europa ablegen und ein Zeichen der Öffnung nach außen setzen.
Mag. Heimo Hirschmann
BG/BRG Mürzzuschlag
Schulleiter
Veröffentlicht: 25. November 2012